Das Wort Radierung stammt von dem Lateinischen radere (kratzen, wegnehmen, entfernen) ab. Die Radierung ist ein Tiefdruckverfahren und wird im künstlerischen Bereich angewendet. Radierungen werden in zwei Arten unterschieden. Diese beziehen sich auf die Herstellung der Druckplatte. Druckplatten bestehen meistens aus Kupfer, Zink oder Messing. Diese können mit Hilfe der Kaltnadelradierung, bei der die Zeichnung mit der Nadel in die Druckplatte geprägt wird, oder der Ätzradierung, bei der die Zeichnung in die Druckplatte geätzt wird, erstellt werden. Anschließend wird die Druckfarbe auf der gesamten Platte aufgebracht. In den entstandenen Rillen und Vertiefungen bleibt Druckfarbe beim anschließenden Abwischen der glatten Ober- fläche erhalten. Gedruckt wird indem ein angefeuchtetes Stück Papier auf die Platte gedrückt wird. Bei diesem Prozess wird die Druckfarbe aus den Rillen wieder herausgesogen und ist anschließend auf dem Papier zu sehen.
Die ersten Radierungen entstanden mit der Entstehung der Pa- piermühlen im 15. Jahrhundert. Die ersten Drucke stellten Gold- schmiede und Waffenschmiede her, indem sie einfach Ruß in die Vertiefungen ihrer Verzierungen rieben und Abdrücke nahmen, um so Muster für Musterbücher zu erhalten.
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurden erste Ätzungen auf Kupferplatten hergestellt. In dieser Zeit waren die Kupferradie-rungen eine "billige Reproduktionstechnik". So konnte das zu Wohlstand gekommene Bürgertum mit preiswerten Kunstwerken bedient werden. Diese Drucke wurden in ganz Europa verteilt. Rembrandt veränderte die Radierung vom Reproduktionsmittel zum eigenst&ndigen künstlerischen Ausdrucksmittel. Er erreichte hohe künstlerische Reife der Ätztechnik und der Kaltnadeltechnik.
Die Blütezeit der Radierung als Reproduktionstechnik lag im
18. Jahrhundert. In der Mitte des 19. Jahrhunderts verloren Radie- rung und Kupferstich ihre Bedeutung. Sie wurden durch die Erfindung der Lithographie, des Cliches und der Autotypie verdrängt. Diese Techniken ermög- lichten den Druck hoher Auflagen in Massenblättern. Von der Bürde der Reproduktionstechnik befreit, konnte sich die Radierung zu einem eigenständigen Zweig der künstlerischen Grafik entwickeln. Seit der Mitte des
19. Jahrhunderts haben Künstler den Reiz und die Möglichkeiten der Radierung neu entdeckt. Diese Technik wird bis heute von diversen Künstlern angewendet. Zu den berühmtesten Künstlern der neueren Zeit gehören unter anderem Salvatore Dal&, Marc Chagall und Picasso.